Temporäre Erprobungen spielen eine entscheidende Rolle in der Initiierung von Projekten. Im Transformationsprozess der Urbanen Fabrik erweisen sich solche Maßnahmen als äußerst wirkungsvoll. Sie ermöglichen es, innovative Ideen innerhalb eines begrenzten Zeitrahmens zu testen und ihre Machbarkeit zu prüfen, während Herausforderungen, Chancen und Risiken identifiziert werden, um die Urban Factory Vision weiterzuentwickeln.
Dank der Unterstützung von Jan Peter Ewe, Geschäftsführer der Wilhelm Ewe GmbH & Co. KG, haben wir einen Praxispartner im Urban Factory NETWORK gefunden. Sein Engagement für die Idee der urbanen Fabrik und die Entwicklung einer eigenen Vision mitten im Quartier Querum in Braunschweig, schaffen optimale Bedingungen nach ersten Umsetzungsmaßnahmen für den Austausch mit Nachbarn im Quartier zu suchen und diese zu testen.
Temporäre Begegnungsorte fördern den Dialog
Die Mitarbeitenden vom IKE (Institut für Industriebau, TU Braunschweig) haben in Zusammenarbeit mit dem iso (Institut für Soziologie – Arbeit und Organisation, TU Braunschweig) in ersten Netzwerktreffen mit ansässigen Unternehmen die Bedarfe im Quartier ermittelt. Bereits zu Beginn unserer Forschungstätigkeiten haben wir den Aufbauprozess des Netzwerkes in Gang gesetzt. Als Wissenschaftlerin und Architektin liegt mein Schwerpunkt auf der Initiierungsphase von Projekten. Ich
begleite seit Projektbeginn den Aufbau von Netzwerken, die Ermittlung von Bedarfen und die Entwicklung von Methoden zur systematischen Bildung individueller Visionen für Unternehmen und Quartiere. Diese Visionen werden in der Architektur durch Kreativitätstechniken, Visualisierung von Ideen und räumlich-architektonische Szenarien dargestellt. Die entwickelten Visionen dienen als Basis für den Start des Planungsprozesses im weiteren Umsetzungsprozess.
Aktivierung von Leerständen durch PopUp QUARTIERS!Kantine
Die PopUp QUARTIERS!Kantine ist ein wirksames Mittel, um die Fabrik nach außen zu öffnen, die Sichtbarkeit im Quartier zu erhöhen und die Gemeinschaft anzusprechen. Durch die temporäre Nutzung von Leerständen, z.B. der Industriegebäude, schaffen wir neue Treffpunkte im Quartier. Die Kantine bietet nicht nur kulinarische Genüsse, sondern auch Raum für Begegnung und Austausch.
Die Umsetzung der PopUp QUARTIERS!Kantine erfolgt im Rahmen eines Reallabors, das die wissenschaftliche Begleitung von Idee bis zur Umsetzung der der anschließenden Evaluation sicherstellt. Der Geschäftsführer Jan Peter Ewe hat alle Unternehmen, die sich an den vorangeschalteten Netzwerktreffen beteiligt haben, zu einem gemeinsamen Mittagessen in die EWE PopUP QUARTIERS!Kantine am 22. Juni 2023 eingeladen. In lockerer Atmosphäre tauschten sich die Mitarbeitenden der Firma EWE und umliegender Unternehmen an Stehtischen, einer großen Gemeinschaftstafel und in einem Loungebereich aus. Was als erster Testlauf diente und den Dialog zwischen den Unternehmen förderte, soll in den kommenden Monaten weiter ausgebaut werden.
Bereits im September steht ein weiterer spannender Schritt steht bevor, um die Gemeinschaft im Quartier zu stärken und die Vision einer QUARTIERS!Kantine auf ihre Machbarkeit zu prüfen. Die Wilhelm Ewe GmbH & Co. KG plant ein Mittagsangebot mit einem Foodtruck direkt auf dem EWE Werksgelände für das gesamte Quartier. Damit leistet die Fabrik einen weiteren Beitrag in Richtung einer aktiven und lebendigen Stadt, in der sie einen Mehrwert für das umgebende Quartier schafft und die Sichtbarkeit im Quartier erhöht.. Das Angebot von reinen Produktionsstätten wird somit multifunktional erweitert. Es stellt alle am die mit der Planung und Umsetzung betrauten Akteureinenn und Akteure vor neuen Herausforderungen.. Flexible Nutzungskonzepte für Produktionsstätten im urbanen Raum müssen geschaffen und Antworten im Planungsprozess gefunden werden.
Urbane Fabrik – Eine lebendige und lebenswerte Stadt
Die Urbane Fabrik setzt einen wegweisenden Schritt in Richtung einer aktiven und lebendigen Stadtentwicklung, in der die Fabrik eine treibende Kraft für das Quartier wird. Durch die Erprobung temporärer Maßnahmen und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Vision wird die Urbane Fabrik zu einem lebendigen Netzwerk, das die Gemeinschaft im Quartier stärkt und eine lebenswerte Umgebung für alle schafft.
Frauke Kliemannel und Regina Sonntag, TU BS IKE