Unternehmen und Wohnviertel

Originaler Artikel auf wolfsburgplus.de

So schaffen wir Win-Win-Lösungen

Fabriken mitten in der Stadt sind praktisch: Kurze Wege für die Beschäftigten, gute Anbindung an das Autobahnnetz für die Lieferanten. Fabriken mitten in der Stadt können eine Herausforderung sein für die Anwohner: wenn die Produktionsstätten Lärm und Abgase produzieren und der Lieferverkehr die Straßen blockiert. Wie sich daraus entstehende Spannungen entschärfen oder verhindern lassen, erforscht das regionale Projekt „Urban Factory II“, an dem sich auch die Wolfsburg AG und die Schnellecke Group beteiligen.

Im Fokus stehen in Wolfsburg zunächst die Gebiete Sandkamp und Hageberg. Denn schaut man sich zum Beispiel den Stadtteil Sandkamp auf einer Karte an, dann ist die Lage schnell klar: Sandkamp ist umgeben von Industrie. „Wir haben im Norden, Westen und Osten Fabrikanlagen und im Süden den Mittellandkanal“, erklärt René Borowka. Er sitzt für die Wolfsburg AG im Team des Forschungsprojekts, das die TU Braunschweig gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft durchführt: „Urban Factory II“.

Das Projekt, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, analysiert Konflikte und Kooperationsoptionen im Spannungsfeld von Fabrik und Stadt. Zielsetzung ist eine noch ressourceneffizientere Gestaltung von Quartieren, die ökonomische, ökologische und soziale Kontexte gleichermaßen berücksichtigt. „Wir wollen Win-Win-Situationen schaffen: Für Unternehmen und Bewohner“, sagt Borowka. „Angenommen, ein Unternehmen will eine alte Halle abreißen: Für das Funktionieren des Umfeldes ist es dann entscheidend, umfassend zu betrachten, wo und wie die neue Halle integriert wird.“

Im Wolfsburger Stadtteil Sandkamp sind Wohn- und Industrieflächen eng verflochten. Daher hilft hier das Projekt „Urban Factory II“© Matthias Leitzke

Zurzeit führen die Projektpartner Gespräche in einzelnen Quartieren, um die Bedürfnisse von Einwohnern und Betrieben zu ermitteln. Dafür haben die Wissenschaftler der beteiligten Universitäten im Vorfeld einen Katalog möglicher Maßnahmen entwickelt. Jetzt wird überprüft, welche der Maßnahmen Erfolg versprechend umgesetzt werden können. „Wir führen im Sandkamp Gespräche,“ berichtet René Borowka, „um die Anliegen der Bürger kennen zu lernen. Emissionen sind ein wichtiges Thema, Lärm durch Industriebetriebe – und durch den Verkehr. Aber auch die Aufenthaltsqualität im Quartier, gibt es da Einkaufsmöglichkeiten, steht da eine Paketstation?“

Im Stadtteil Sandkamp ist die Schnellecke-Gruppe Partner des Urban Factory-Projekts. Auf deren Einbindung legt die Wirtschaftsförderung besonderen Wert, weil Schnellecke im Stadtteil Sandkamp ein großer Betrieb ist. „Das Projekt ‚Urban Factory II‘ hat für uns eine hohe Bedeutung, da wir uns als integrativen Teil des Stadtbildes in Sandkamp verstehen“, sagt Marcel Scholle, Experte für Immobilienentwicklung bei Schnellecke und Projektteilnehmer. „Unser Handeln als Unternehmen wird schon immer durch unsere Ansprüche an nachhaltiges und ressourcenschonendes Handeln geprägt und stellt neben der Umwelt auch den Menschen in den Fokus. Hier bedarf es neuer Konzepte und Ansätze, sodass nebeneinander gelebt und gearbeitet werden kann.“

In zwei Jahren, wenn das Projekt endet, wird das Projektteam eine Fülle von Daten und Erfahrungen gesammelt haben, die Stadtverwaltungen, Wirtschaftsförderung und Unternehmen nutzen können, um das Zusammenspiel von Industrie und Stadtbevölkerung ressourcenschonend und umweltfreundlich zu gestalten. Dabei kommt es nicht auf Größe und Umfang der Maßnahmen an: „Wir wollen keine Luftschlösser bauen“, sagt René Borowka, „sondern ganz konkrete Maßnahmen identifizieren, die realisierbar sind und sich in den Quartieren umsetzen lassen.“

Titelbild: Die Vertreter der am Projekt „Urban Factory II“ beteiligten Partner trafen sich Anfang Mai und besuchten unter anderem die Schnellecke Group in Wolfsburg-Sandkamp. © Wolfsburg AG